Freitag, 29. Januar 2016

Im Fluss

Diese Welle reiten
Diese Welle
Ausgeliefert
Barfüßig nackt
Ist wie Sterben in Strudeln
Ich kämpfe und ringe


Um jeden Atemzug

Die nächste große kommt bestimmt
Brechend
Hereinbrechend
Über mich
Über mir
die unbändige Kraft

Bis ich sie auch in mir finde

Diese Welle
Diese Welle reiten
Ausgeliefert
Barfüßig nackt
Ist wie Leben im Fluss
Ich gleite und schwinge














  















  © Gedicht by Vilwarin 2011
  © Zeichnung by Vilwarin 2015




Dienstag, 26. Januar 2016

Momente der Dankbarkeit (3): Schneemorgen

Ich bin dankbar für....
einen wundervollen Schneemorgen.

Gerade ist alles kräftig am Tauen. Vor einer Woche aber empfing mich eine zauberhafte weiße Welt, als ich morgens um Acht nach draußen trat. Ohne den Arzttermin wäre ich an einem Montag, an dem ich meist zu Hause an unserem Buchprojekt arbeite, so früh gar nicht unterwegs gewesen. So aber hatte ich einen Grund für einen morgendlichen Spaziergang - und wurde belohnt. Mit einer langsam aufsteigenden Wintersonne, die die Schneelandschaft in ein sanftes Licht tauchte. Ihre Kristalle begannen zu glitzern, das Weiß, das tagelang im Trüben lag, zu strahlen. Beim Arzt war ich schnell dran. Danach machte ich einen Abstecher zum geliebten Fließ und Fotos der verwandelten Welt. Lief meinen Waldweg zurück, atmete die kalte, klare Luft, genoss den seltenen, knirschenden Untergrund. Und war froh, einfach nur froh und dankbar für diesen Morgen voller Licht und Schnee. Voller Schneestille. Und für den Zufall, der mich ihn erleben ließ.








Dienstag, 19. Januar 2016

Momente der Dankbarkeit (2): Yoga-Glück

Ich bin dankbar für...

meine wöchentliche Yogastunde. Für meine besondere kleine Yogaschule und ihre Lehrer.

Jeden Donnerstag fahre ich mit meiner Yogamatte bewaffnet (vielleicht sollte man ent-waffnet sagen, denn das Üben macht friedvoll) zu meinem Kurs. Dort trete ich ein in die wunderschönen alten Räume mit Holzbalken, Mauerwerk und verschnörkelten Geländern, die Larissa und Thomas vor kurzem neu ausgebaut und liebevoll gestaltet haben. Es erwarten mich heißer Tee und eine Umarmung von Thomas.
Oft plaudern wir vor(oder nach-)her noch eine Runde - und ich bekomme den ein oder anderen Tipp. Oder ich blättere in einem der Bücher, die hier zu einer kleinen spirituellen Bibliothek versammelt sind (und die ich - yippie - auch ausleihen kann!) Dann geht's anderthalb Stunden auf die Matte: Anfangsentspannung, forderndes und doch sanftes Rückenyoga und eine längere Endentspannung - als Belohnung zum Schluss !

Thomas hat eine besondere Begabung, die Übungen eingängig aufzubauen und wenn nötig, mit speziellen Hinweisen oder geübten Griffen behutsam zu korrigieren. Dadurch lerne ich ganz genau, welchen Körperteil ich bei jeder Asana wie bewegen muss, wo ich Anspannung oder Entspannung brauche. Scheinbar mühelos lenkt Thomas unser Bewusstsein in die jeweiligen Körperregionen - aber auch auf unsere Atmung, den Strom unserer Gedanken, unseren geistigen Zustand. Wie nebenbei lässt er spirituelle Gedanken miteinfließen und fördert unsere Achtsamkeit und Konzentration. Wir lernen, auf uns und unsere körperlichen Grenzen zu hören, uns zwischen zuviel und zuwenig Anstrengung auszubalancieren. Jede Stunde ist anders. Die Übungen und geistigen Impulse werden variiert. Durch die Worte und Präsenz meines Lehrers fühle ich mich begleitet. Gleichzeitig bleibt genug Raum für mich selbst, zum Durchatmen und Zu mir finden.

Am Ende jeder Stunde danken wir jedes Mal auch "unserem innersten Selbst für die gemachten Erfahrungen". Ja, zu Recht! Schließlich habe ich es - trotz Kälte, Müdigkeit oder Unlust mal wieder bis hierher geschafft. Und leidenschaftlich geübt.
Aber am dankbarsten bin ich doch dafür, dass diese Art von Yoga in dieser Art von Ambiente und unter solch schöner Anleitung hier möglich sind ! In einer Kleinstadt, was für ein Glück...! Danke, danke, Larissa und Thomas, für eure tolle Art und euer Engagement !






Hier der Link zur Yoga-Schule.





Montag, 18. Januar 2016

Wort zur Woche: Teilhaben lassen


"Wir müssen auf unsere Seele hören, wenn wir gesund werden wollen! 
Letztlich sind wir hier, weil es kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und im Herzen 
seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. 
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen 
an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit. 
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, 
kann er weder sich selbst noch andere erkennen 
- er bleibt getrennt. 
Alles ist mit Allem verbunden."

Hildegard von Bingen 
 







Freitag, 15. Januar 2016

EMDR - ein Erfahrungsbericht

Es ist knackig kalt. Ich bin lange mit der S-Bahn unterwegs und warte frierend im eisigen Wind auf den Bus, der mich zu meiner Heilpraktikerin bringt. Es ist jetzt zwei Jahre her, dass ich das erste Mal bei ihr war. In einem Seminar für Hochsensible habe ich von der Leiterin den Tipp bekommen. Meine HP hilft mir mit Homöopathie und Ergänzungspräparaten, die sie kinesiologisch austestet, bei  körperlichen Problemen und meiner Amalgamausleitung.

Aber der Zufall will, dass sie Spezialistin in EMDR ist - einer psychologischen Technik, die mir kürzlich empfohlen worden ist, um mein Brutkasten-Trauma aufzulösen. "Eye Movement Desensitation and Reprocessing" (= ‚Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung‘): Kombiniert mit dem Atem verbinden wir durch bestimmte Augenbewegungen die rechte und linke Gehirnhälfte, wodurch dort gespeicherte, schmerzhafte Erinnerungen endlich verarbeitet werden können. Ob aus der Kindheit oder einer früheren Inkarnation: Alte Gefühlsmuster werden angeschaut, gelöst und durch neue, freudvolle ersetzt. Das geht tief! Das kann Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben, in denen dieses Muster bisher unbewusst gewirkt hat. So jedenfalls hab ich es erlebt ! Die Erfahrung des Abgelehntseins, die ich in meinen ersten Lebenswochen im Brutkastens gemacht hatte, bestimmte auch, welche Situationen ich in meinem späteren Leben anzog. Als dieses Trauma durch die EMDR-Sitzung positiv verarbeitet, also verschwunden war, spürte ich eine richtige "Leerstelle" in mir. Etwas fehlte. Etwas war korrigiert worden. Und so begann sich auf einmal alles neu zu ordnen. Ich war weniger verletztlich und verhielt mich sowohl in der Arbeit als auch in Liebesbeziehungen plötzlich anders. Und auch wenn nicht jede Sitzung so tief wie diese ging, so machte doch jede meinen "Rucksack" ein wenig leichter. Das einzige Problem: Wenn eine Schicht alten Schmerzes gelöst ist,  kommt darunter eine neue zum Vorschein, an der wiederum zu arbeiten ist... Aber so funktioniert wohl spirituelle Entwicklung - ein Weg, der kein Ende hat, aber den zu gehen es sich lohnt. Für mich ist EMDR zu einem wunderbaren Instrument - Gefährt - auf diesem Weg geworden. Mit ihm komme ich voran.




Ich bin endlich da. Auch heute bringe ich wieder ein Thema mit. Und zwar mein durchdringendes und unangenehmes Gefühl, nicht "hineinzupassen". Meine Heilpraktikerin empfängt mich mit heißem Tee und warmen Worten. Sie ermutigt mich in meinem Prozess und gibt wertvolle Hinweise. Nachdem der Aufhänger für die Arbeit geklärt es, geht es auf die Liege. Ich werde sorgfältig zugedeckt. Die Wärmflasche tut meinen kalten Füßen gut.
Ich visualisiere die schwierigen Situationen in der Gegenwart, die um mein "Anderssein" kreisen. Dann spüre ich hinein in die damit verbundenen Gefühle und in die Körperstellen, wo sie sitzen. Meist tauchen dann vorm inneren Auge Erinnerungen oder symbolische Bilder auf, mit deren Hilfe wir zum Ursprung des Problems reisen. Meine Heilpraktikerin fragt und leitet mich an: "Woher kennen sie dieses Gefühl?" - "Wo können Sie es spüren?" - "Welcher Gedanke taucht auf?" oder "Was passiert gerade in ihnen ?" "Versuchen Sie einmal..." So hangle ich mich durch meine inneren Bilder- und Gefühlswelten. Wo es nicht weitergeht, kommen immer wieder die Augenbewegungen zum Einsatz: "Dann atmen Sie jetzt ein, rollen die Augen nach oben und ..." Durch diese variantenreiche Technik kommt das ursprüngliche, schmerzhafte, festgefahrene Bild auf einmal in Bewegung und verwandelt sich zuletzt in ein neues, hilfreiches, positives.
So sehe ich mich zuerst im Kindergarten, allein in der Mitte eines Kreises von fest miteinander verhakelten Kindern - die dann zu Erwachsenen werden. Sie sind verbunden, sie funktionieren jeder als ein Glied in der Kette - ich dagegen nicht: Enge, Isolation, Wut und Traurigkeit kommen hoch. Wir arbeiten uns durch mehrere Schichten. Alles, was zu diesem Thema gehört, will angeschaut und gefühlt werden. Ganz am Ende der Sitzung beginne ich schließlich lebendig und locker in dieser Mitte zu tanzen: Ich stehe gerne im Mittelpunkt und bringe viele um mich herum zum Staunen und Lachen. Plötzlich schluchze ich - dort auf der Liege - auf und bin sehr gerührt: Das bin ich ! Genau das ist meine Rolle ! Ich bin vielleicht ein wenig anders - aber das hat Sinn, das soll so sein! Damit kann ich andere mitreißen, anstecken, inspirieren. Plötzlich schließt mich der Kreis nicht mehr ein oder aus - sondern auf. Er dient mir. Ich diene ihm.

Mit diesem wunderschönen Bild endet die EMDR-Sitzung - es ist jetzt tief in mir verankert und kann seine Wirkung entfalten. Ich werde beglückwünscht. Es hat - wohl uns beiden - wieder richtig Spaß gemacht ! Mir liegt diese Art der seelischen Arbeit, das innere Reisen fällt mir leicht - und doch brauche ich die einfühlsame Führung meiner Heilpraktikerin, um darin erfolgreich zu sein. Und deshalb bin immer wieder unendlich dankbar für die Fügung, die mich zu ihr geführt hat.






Dienstag, 12. Januar 2016

Momente der Dankbarkeit (1): Bach am Wald

2015 habe ich meine Lieblingsmomente der Woche gesammelt und unter der Kategorie "Glückstagebuch" gepostet. In diesem Jahr sammle ich weiter - möchte hier jedoch nur einen dieser kleinen, kostbaren Augenblicke herausgreifen und näher beschreiben. Manchmal mit, manchmal ohne Foto.

Ich bin dankbar...

für den gurgelnden Bach am Wald.

Ich gehe hinaus, die Sonne steht schon tief, erst mitten im Spaziergang entscheide ich mich, noch ein Stückchen weiter zu laufen. Durch das eine Wäldchen hin zum großen Wald, der vom Mühlenteich und Mühlenfließ gesäumt wird. Ich kenne den Platz gut. Als beide Gewässer im letzten Sommer ausgetrocknet waren, tat es mir in der Seele weh. Doch dann füllte sich ihr Becken wieder.

Heute ist der Teich zugefroren, der Bach hat nur wenige vereiste Ränder. Er gluckert und springt über die in ihm platzierten, schneebedeckten Steine. Ich stehe auf der kleinen Brücke und schaue hinab in das schäumende Wasser. Versenke mich in den Anblick. Versenke mich in das schöne Geräusch: Ein Fließen und Gurgeln. Ein ewiger Strom...
In Gedanken übergebe ich dem Bach mein altes Jahr. Nimm es auf, trag es fort! Möge es mit dir fließen und Raum frei werden für das Neue...
Ich stehe noch eine Weile, betrachte und lausche. Dann beginne ich zu frösteln, danke dem Fließ und breche auf. Ich werde wiederkommen. Ich bin dankbar: Für das Wasser, den Wald und die Wege dorthin. Und für das Geheimnis, das in ihnen wohnt.










Montag, 11. Januar 2016

Wort zur Woche: Gesegelte Meilen


"In der Weite des Meeres siehst du vielleicht 
die zurückgelegte Meile nicht,
aber sie ist gesegelt."

Andrea Schwarz
 







Montag, 4. Januar 2016

Wort zur Woche: Prüfe und erfahre


"Glaube nichts, nur weil die Weisen es behaupten. 
Glaube nichts, nur weil es immer schon so war.
Glaube nichts, nur weil andere es glauben. 
Prüfe und erfahre alles selbst."
 

Buddha