Ich bin dankbar für...
die Lektüre des Romans "Euphoria" von Lily King.
Schon nach knapp 20 Seiten war ich wahnsinnig gefesselt von dieser Geschichte dreier Anthropologen, die in den 1930er Jahren auf Neuguinea eingeborene Stämme erforschen. Es ist eine fiktive Geschichte, die - wie die Autorin erklärt - jedoch durch die Biographien der Ethnologen Margaret Mead, Reo Fortune und Gregory Bateson inspiriert ist.
Im Roman begegnen die junge Nell Stone und ihr Mann Fen nach einer zermürbenden Zeit bei einem rohen, kriegerischen Stamm dem Forscherkollegen Andrew Bankson, der sie schließlich zu ihrem neuen Wissenschaftsobjekt - dem Volk der Tam - führt. Nell stürzt sich begeistert in die ethnografische Arbeit und das Kennenlernen des neuen Stammes, entfremdet sich aber immer mehr ihrem Mann, der ihr den Erfolg ihres letzten Buches neidet. Während der Besuche des flussabwärts forschenden Bankson entsteht eine intensive Dreiecksbeziehung. In einigen geradezu euphorischen Tagen und Nächten entwickelt das Ethnologenteam schließlich eine bahnbrechende Kulturtheorie. Die erotische Anziehung zwischen Nell und Bankson wird immer stärker - und treibt den eifersüchtigen Fen schließlich zu einer Wahnsinnstat - die dramatische Folgen für alle hat...
Der Roman liest sich wie die Schilderung tatsächlicher Ereignisse. Er besticht durch seine klare, prägnante Sprache und den mehrmaligen Perspektivenwechsel. Aber auch durch die lebendigen Beschreibungen der Schausplätze, Handlungen und Motivationen. Ich las mich geradezu euphorisch: Fühlte, was die Figuren fühlten, erfuhr, was ihnen widerfuhr. - Ja, ich war wirklich da und sah alles genau vor mir! : Den Tamsee mitten im Dschungel und die auf Pfählen errichteten Hütten am Strand genauso wie die Moskitonetze und Notizbücherstapel, die feuchtschwüle Hitze und das Einhämmern von Nell und Bankson auf die Schreibmaschinentasten...
Ganz so geht es mir beim Lesen nicht oft. Entweder ich habe eine besondere Affinität zum Thema das Buches - oder Lily King ist ein Meisterwerk gelungen ! (Oder beides?)
Und so danke ich meiner Ma, die dieses Buch entdeckt, besorgt und an mich weitergegeben hat !
Genauso jedoch natürlich der Autorin und dem Verlag für das wunderbare Werk, das sie geschaffen haben. Ja, ich danke überhaupt allen Schriftstellern für all das, was sie in einem unheimlich komplexen Arbeitsprozess an großartiger Literatur verfassen !
Wie wunder-voll, dass es Worte, dass es Bücher und die Möglichkeit
gibt, durch Lesen in andere Welten einzutauchen - und so an ihnen
teilzuhaben. Für mich ist es geradezu ein Verschmelzen mit einer anderen Realität - wie Urlaub vom Alltag und von mir selbst, der mich entspannt, inspiriert und seelisch herrlich weitet.
Auf Bücher an sich, auf das Lesen ! Und auf "Euphoria" !
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