Sonntag, 8. Mai 2016
Mein Beltane-Tanzritual
Beltane - die Walpurgisnacht - vom 30. April zum 1. Mai ist eins der wichtigsten Feste im Jahreskreis. Hexen und Heiden feiern die Frühlings- und Schöpferkraft, Fruchtbarkeit und Entfaltung in der Natur und im eigenen Leben. Die Frauengruppe, mit der ich die letzten Jahre Rituale zelebrierte, hat sich mehr oder weniger aufgelöst. Nun suche ich nach neuen Wegen und Orten, die für mich wichtigen Feste zu begehen. Dabei stieß ich im Internet auf das jedes Jahr stattfindende Ecstatic Dance Ritual in den märkischen Wäldern und war gleich begeistert. Und so machten meine Freundin Jasmin und ich uns mit dem Regio auf den Weg zum Seminarhaus Drei Eichen, in dessen Tipidorf wir zu diesem Walpurgis tanzen, feiern, die Nacht verbringen wollten.
Ich hatte in letzter Zeit öfter Seminare mitgemacht, in denen der Tanz als Mittel zur Bewusstwerdung und Rückverbindung genutzt wurde. Das freie, ekstatische Tanzen - angelehnt an das 5 Rhythmen-Tanzen von Gabrielle Roth - führt nach innen und bringt einen in Kontakt mit den eigenen Gefühlen - die man im Tanz sogleich ausdrücken - und transformieren kann. Ein ursprünglicher und kraftvoller Weg, der mir als Tanzverliebte sehr liegt.
Und dieses Mal ging es sogar darum, am und mit dem Feuer zu tanzen ! Zu Livepercussion, barfuß auf Mutter Erde... Ich war zum ersten Mal hier in Matthias' Runde mit einer Gruppe von etwa dreißig Leuten und wusste nicht, wie genau er den Abend gestalten würde. Aber ich freute mich auf das angekündigte Buffet mit Frühlingkskräutersuppe, das Tanzen, die freie Natur und Übernachtung im Tipi. Zum Glück hatte sich rechtzeitig zum Anlass auch das Wetter gebessert.
Ich freute mich sehr darüber, dass Matthias für den Tanz einen achtsamen, rituellen Rahmen kreierte. Als es dämmerte, standen wir alle in einem Kreis um den Feuerplatz und reinigten uns mit Weißem Salbei, der in einer Schale herumging. Ein berührendes Lied erklang dazu. Dann lud Matthias nach indianischer Tradition die sieben Richtungen ein: Osten, Süden, Westen, Norden, Vater Himmel und Mutter Erde. - In der Mitte, der siebenten Richtung standen wir, befand sich das Feuer, das ein Kundiger nach der uralten Art mit einem Feuerbohrer entzündete. Magisch !
Bevor die percussive Livemusik einer kleinen Männergruppe mit Kalimba, Didgeridoo, Trommeln und weiteren Instrumenten begann, hatten wir Zeit, am Feuer zu sitzen und es auf uns wirken zu lassen. Dann erhielt jeder von uns eine Prise Tabak - diese traditionelle indianische Opfergabe - um sie ins Feuer zu geben: Für das, was wir loslassen und für das, was wir einladen wollten in unser Leben. "Bangen, Zaudern, Hoffnunglosigkeit" flüsterte es in mir, das sollte im Feuer verbrennen. "Liebe - zum Leben, in einer Partnerbeziehung und mein Buch (das ich nächstes Jahr beginnen will)", dafür sollte das Feuer brennen. Beide Ströme nahm ich mit in den Tanz, der einmal mehr wie eine wunderbare Reise für mich wurde: Ich tanzte, was ich loslassen wollte, nieder. Und ich tanzte, was ich mir wünschte, herbei. Ich tanzte für mich, für dieses Leben. Jetzt, hier ! Und in jeder einzelnen Sekunde des Seins. Das war so spürbar hier, unter dem Wahnsinns-Sternenhimmel und den nackten Füßen, am heiß lodernden Feuer, diesem Symbol für das Leben und seine Schöpferkraft. - Sie ist groß zu Beltane, wenn die Natur sich selbst neu gebiert! Auch wir können das, auch wir müssen uns immer wieder erneuern.
Von unbändiger Lebenskraft und kraftvollen Impulsen erfasst, tanzte und tobte und taumelte ich... wiegte und schüttelte ich mich... Ganz natürlich, ganz verinnerlicht... verbunden mit mir und den Elementen. Fasziniert und ganz wach, war es leicht, tiefer zu lauschen: Die Musik und mein Körper gaben mir Bewegungen und Lautäußerungen ein. Matthias hatte dazu eingeladen, den Kiefer locker und dem Mund entströmen zu lassen, was heraus wollte: Seufzer, Juchzer, Schreie. Wenn die Nachbartänzer es taten, traute ich es mich auch: Oft fiel der eine in den anderen ein und wir ließen gemeinsam lautstark Dampf ab: Wie ursprünglich, lustvoll und befreiend ! Manchmal hatte ich die Augen geschlossen, manchmal sah ich in die Flammen, mal tanzte ich ganz nah, mal weiter weg vom Feuer. Irgendwann begannen sich in der Glut Bilder zu formen - ein Teufelsgesicht und ein Ring sprangen mir entgegen. Ich wusste, das waren Symbole für meine dunkle Seite: Materielle Anhaftungen, von denen ich mich lösen wollte. Ich tanzte und schrie - und als ich das nächste Mal ins Feuer blickte, waren sie verschwunden.
Dann erklang eine heitere, folkloristische Melodie und einige von uns fingen an, nun auch um die brennende Mitte zu kreisen und zu springen. Und schließlich verklang die archaische, wilde Welle in meditativen Tönen... Die Stille danach fühlte sich heilig an. Heil und heilig und seltsam rein... Einfach wundervoll. Wohl eine Viertelstunde saßen wir alle gemeinsam, ohne zu sprechen am Feuer. Was wir erlebt hatten, jeder für sich und doch vereint, ist nicht wirklich in Worte zu fassen. Auch jetzt noch fühle ich mich seltsam befreit und aufgeladen.
Bevor wir dick eingepackt in unsere Schlafsäcke krochen, genossen wir noch viele Stunden am Feuer. Lieder wurden gesungen, Gespräche entspannen sich. Leider kannte ich niemanden außer Jasmin und fand nicht so recht Anschluss, obwohl ich mich sehr gern ausgetauscht hätte. Es gab kleine, sich kennende Grüppchen von Leuten, die mehr oder weniger unter sich blieben. Insgesamt fühlte ich mich bei den durchweg netten, interessanten Menchen zwar willkommen. Aber ich hätte im Laufe des Abends den ein oder anderen Teilnehmer doch gern näher kennengelernt. Vielleicht das nächste Mal ! Denn am liebsten möchte ich das Tanzritual im nächsten Jahr wiederholen.
Es ist einfach eine wunderschöne Art, den Sommer einzuläuten! Sich mit den Elementen zu verbinden. Wilde Naturkraft zu tanken. Bei sich selbst anzukommen. Danke !
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