Im Moment zieht es mich viel nach (dr)außen. Es ist wie ein lustvolles Ausschwärmen: Ich schwirre hier und da umher, wandele und wirke... Z.B. am letzten Donnerstag auf einer Gemeinschaftslesung in Frankfurt (Oder), wo ich seit langem mal wieder eigene Gedichte zum besten geben durfte. Ein Vortragsexperiment, da im Dialog mit einer anderen Autorin gelesen.
Nach dieser Re-produktion (und einer erholsamen Zwischenstation bei meiner Ma) ging es Sonntag dann in die Text-Produktion: Rainer hatte zum "Dichten im Grünen" (ein)geladen. Und so stromerten sieben Frauen mit ihm durch den Natur-Park Schöneberger Südgelände am Berliner Bahnhof Priesterweg. An diesem Ort hat sich die Natur einen in den 50er Jahren aufgegebenen Rangierbahnhof zurückerobert. Und so trifft man überall auf überwucherte Gleise oder von Bäumen durchwirkte, halb verwitterte Maschinenanlagen und Ruinen... Um die Jahrtausendwende wurde das ganze dann in einen Park verwandelt, es entstanden Wege und Stege - die man z.T. nicht verlassen darf. Denn hier hat sich in der Zeit des Brachliegens eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt - die jetzt sogar unter Naturschutz steht. Trotzdem fühlt man sich auf diesem Gelände ungemein lebendig und frei... Von Rainer angeleitet, sowohl in Gemeinschaft als auch für uns, erforschen wir unsere Wege mit allen Sinnen. Ab und an machen wir dann Station, um mit geschlossenen Augen in die Achtsamkeit zu gehen oder im Kreis dreizeilige Vogelgedichte zu erfinden. Als unser "Sammelkörbchen" schließlich randvoll mit Eindrücken ist, können wir sie auf einem Papiertischtuch loswerden: Mit bunten Stiften umwandern wir den Tisch und beginnen hier, ergänzen dort eine Zeile, so dass nach kurzer Zeit aus einzelnen Versen viele zusammengesetzte Gemeinschaftsgedichte entstanden sind... Oft so poetisch und beschwingt wie der Auszug, der unten auf dem Foto prangt. Dort sitze ich in einem besonderen Abschnitt des Parks, dem Giardino Segreto, in dem recht merk-würdige Kunstwerke versammelt sind - eins davon ist dieses farbenfrohe Bankensemble in tubiger S-Form. Es ist die letzte Station des Schau- und Schreibnachmittags - und ich dichte, angeregt von einem Objekt vor und über mir... Wir haben zwanzig Minuten Zeit. Dann hören wir die Lyrik eine/r/s jeden - zu dem von ihr gewählten Werk im Garten.
Ich danke Rainer von Herzen für die Idee und Durchführung dieses schönes Nachmittags im Südgelände. Allen Frauen für die tolle Gesellschaft und Co-Autorenschaft ! Und auch denen, die diesen Park so toll gestaltet haben und instand halten. Und nicht zuletzt der frühlingshaften Natur und dem Wetterglück...
Ich habe soviel Neues, Interessantes gesehen und möchte unbedingt wiederkommen - diesmal mit Kamerablick. Aber auch wieder mit Notizbuch und Stift bewaffnet! Denn dieser Park inspiriert zu mehr.
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