Donnerstag, 25. September 2014

Das Allerwichtigste

Die Tage reichen nicht. Es ist soviel, was ich machen, erleben, erfahren will... Was ich tatsächlich tue - wovon ich mich dann ausruhn muss. Viele Dinge, viele Menschen, an die ich denke. Um die ich mich kümmere, auf die eine oder andere Art. Soviel in mir, was heraus will. Gedanken, Ideen, Vorhaben - sie türmen sich auf Zetteln, To Do Listen. Gerade reichen die Tage nicht mal, um sie zu ordnen und neu zusammenzuschreiben ! ;-)

Die Arbeit in der Kommune ist momentan die Nische, in der ich angekommen bin und über die ich mich mehr oder minder finanziere. Eine Arbeit, die mich aber nicht nur außen, sondern auch innen nährt. Sie ist abwechslungsreich und ausgewogen, individuell und gemeinschaftlich. Beherbergt vieles, was mich interessiert und mir Freude macht. Garten, Büro, Kochen, Organisieren. Öfter auch Putz- und Aufräumarbeiten, die mich zwar nicht begeistern, aber erden.

Und doch - diese Arbeit allein erfüllt mich nicht ganz. Ich sehne mich nach mehr ! Nach mehr Kunst und Kreativität. Nach mehr tiefer Begegnung, mehr Sinn, mehr Vision irgendwie...
Dieses "Mehr" schwirrt mir im Kopfe rum. Dieses Mehr versuche ich dann noch neben, noch zusätzlich zur Brotarbeit in mein Leben zu integrieren. Hineinzupressen - im Moment jedenfalls fühlt es sich so an. Denn was voll ist, ist voll, was genug ist, ist genug: An Arbeit und Hausarbeit, Hobbies und Terminen, Unternehmungen und Freundschaften, Entspannung und Schlaf. Gerade letzteres brauche ich recht viel, weil ich als Hochsensible von all dem anderen sehr schnell eben "voll" oder gar überreizt bin. Das raubt natürlich Zeit, ist aber das einzige Mittel, mich überhaupt über Wasser und im Takt zu halten.

 

Wahrscheinlich war es schon immer so: Ich will alles. Kaum etwas, was mich gar nicht interessiert, mir nicht wichtig ist. Ich weiß schlicht nicht, wo ich Abstriche machen, wo ich meine Prioritäten setzen soll... Und obwohl ich in letzter Zeit immer mehr in meine Mitte finde - diese Vielseitigkeit, vielleicht auch diese Unersättlichkeit - bringen mich immer wieder ins Trudeln.
Hinzu kommt: Was ich tue, tue ich ganz. Sorgfältig, nicht flüchtig. Und ja: Meistens sind meine Ansprüche hoch (und lassen sich auch nicht senken, denn dann werde ich schrecklich unzufrieden!) Zum Beispiel wenn ich ein Geschenk aussuche und gestalte. Einen Blogeintrag mache ;-) Und sogar beim Putzen - manchmal länger nicht, aber dann gründlich! - oder wenn ich nur für mich selber was koche...
Nicht selten balancieren sich die Dinge des Lebens zwar irgendwie von selbst aus - das Allerwichtigste bleibt im Bewusstsein hängen und wird gemacht. Alles andere fällt einfach hinten runter. Bleibt liegen. Harrt seiner Dinge. - Aber war es wirklich das Allerwichtigste ?
Was denkt Ihr, wieviele, oft sogar sehr konkrete Ideen ich für diesen Blog habe ! Und dann sind sie plötzlich nicht mehr aktuell und ich muss sie, z.B. auf nächstes Jahr verschieben. Denn was nützt es über die Herstellung von Heilkräutertinkturen zu posten, wenn die Zeit, um Pflanzen zu sammeln und sie einzulegen, mittlerweile vorbei ist? Ich habe mir zwar die Zeit genommen es selbst zu machen, aber darüber berichten hab ich nicht geschafft.

Das Zeit-Problem, ja - wer kennt es nicht ? Eine Herausforderung, die vieles berührt. Es geht um Fülle und Genügsamkeit. Um Prioritäten und ein Gleichgewicht im Leben.
Um das, was bei mir gerad in den Fokus rückt: Ausmisten, Loslassen. Weg lassen - ohne schlechtes Gewissen! Zulassen - Schnitte und Aus-schnitte - alle, alles und das Ganze in mir entdecken, weil sie außerhalb niemals vollständig zu fassen und zu realisieren sind.


Ich schaffe sehr viel Ordnung in diesem Jahr. (Deswegen auch die vielen Listen und überall aufgezeichneten Ideen). Auch, indem ich versuche, von diesem Viel und Zuviel zum Kern vorzudringen. Leider hat mein Kern, meine mittlerweile ausgemachte Herzenssehnsucht "In Verbindung sein" und "Mich ausdrücken" so viele Facetten. Ich will mit vielen/m in Verbindung sein ! Mich durch viele künstlerische Mittel ausdrücken ! Und am besten beides in einem ! 

Der erste Schritt ist die Bewusstwerdung über dies alles. (Ich merke gerade, wie das Schreiben dabei hilft !)
Als nächstes gilt es wohl, eine tragende, bindende Struktur zu finden, für das, was ich gerade aus diesem Ganzen auswähle.
Was ist mir wirklich wichtig ? ist eine wunderbare Frage zum Beginnen - wenn man sie seinem Herzen, seiner Seele stellt ! Wie gesagt nützt sie bei mir nur nicht viel. Ich muss radikaler vorgehen: Was ist mir am allerwichtigsten - worauf möchte ich mich für eine gewisse Zeitspanne konzentrieren ? Heute. Oder perspektivisch: in diesem halben, im nächsten Jahr ?


Und dann sehr klar sein und z.B. bestimmte Wochentage und Zeiten finden, wie und wann genau sich dieses Allerwichtigste realisieren lässt. Ein Commitment eingehen, eine Art Verabredung mit sich selbst. So wie mein Yoga- und mein Kunstkurs, zu dem ich jeweils mittwochs und donnerstags gehe. Ohne Kompromiss, ohne Hinterfragen, weil ich weiß, dass beides mir so gut tut. Schwieriger jedoch ist es, Abmachungen mit mir selbst zu treffen und sie einzuhalten. Wo kein anderer auf mich wartet.
Aber Ich warte, mein Selbst wartet, verdammt noch mal ! Ich muss unterscheiden lernen: Was kann warten. Und was nicht. Denn mein Leben wartet auch nicht, es streicht vorbei und wenn ich das Allerwichtigste jetzt nicht tue und lebe, wann dann ?

Vielleicht ergibt sich mit diesem Bündeln der Energien der übernächste Schritt von ganz allein: Das Allerwichtigste, die Berufung tatsächlich zum Beruf machen. Meinen Traum leben. Und die meiste Zeit des Lebens - die Arbeitszeit - mit diesem Herzensanliegen verbringen. Denn dann erledigt sich mein momentanes Problem von ganz allein. 
Manche sagen, das ist unmöglich. Manche sagen, das ist der wahre Weg. Der KönigInnenweg vielleicht ?
  
Ich weiß zwar noch nicht, ob und wie ich ihn gehen kann, aber ich wagte schon immer zu träumen. Und so mache ich, diesen Traum im Herzen, einfach einen Schritt nach dem anderen.

Wie wir alle, wie Ihr auch ! Was ist Euch wichtig, was kann warten, wie schafft Ihr es, Prioritäten zu setzen ? Habt Ihr Tipps für funktionierende Commitments? Und: Gibt es das Allerwichtigste überhaupt?

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