Sonntag, 6. November 2016

Momente der Dankbarkeit (42): Ahnenforschung

Vor einer Weile war ich auf meiner ersten richtigen Familienaufstellung. Ich hatte bei einigen Gelegenheiten schon einmal in diese spirituelle Praxis hineingeschnuppert, zum Beispiel schon mal allein etwas aufgestellt... Und mich immer sehr dafür interessiert, auch öfter im Internet nach Seminaren und Aufstellern recherchiert.

Aber erst jetzt schien die Zeit wirklich reif für einen Aufstellungstag zu sein. Und es war wohl auch kein Zufall, dass ich dafür gerade zu Agnes "geführt wurde". Meine Freundin Johanna nahm mich zu ihr mit. Sie kennt sie als langjährige Therapeutin, Aufstellerin und Freundin und kann nur positives berichten. Das schaffte auch bei mir mehr Vertrauen als das bei einer Seminarauswahl übers Internet möglich ist.

Und was soll ich sagen: Ich war begeistert ! Agnes und wir ca. 15 Menschen im Seminar kreierten einen achtsamen, respektvollen Raum, in dem Erkenntnis und Heilung möglich wurde. Jeder der vier Aufstellenden bekam genug Zeit, das eigene Familiensystem durch die ausgewählten Stellvertreter (=uns Teilnehmende) angemessen abzubilden, seine Schwierigkeiten zu erforschen und durch die Aufdeckung weiter zurückreichender Traumata aufzulösen. (Wobei man bei einer einzelnden Aufstellung immer nur einen Teil des Familiensystems zu fassen kriegt und für eine umfassende Klärung mehrere nötig sind.) Wie ich erleben durfte, sind es oft die Beziehungen unserer Eltern zu den Großeltern, die uns als Kinder und Enkel unbewusst beeinflussen. Alte Wunden, die über Generationen weitergegeben werden (ob nun durch Gene oder Sozialisation) und wirken - bis wir sie entdecken, anschauen und angemessen würdigen. Das gelang uns in den Aufstellungen - nicht zuletzt durch die einfühlsame, kluge Führung von Agnes. Alle Familienmitglieder / Stellvertreter wurden nacheinander nach ihren Gefühlen und Gedanken befragt - allein an  ihrer inituitiv eingenommenen Position im Raum kann man bei einer Aufstellung ja schon eine Menge ablesen. So ergab sich jedes Mal eine aussagekräftige Ausgangssituation, die das Problem des Aufstellenden spiegelte und zugleich in den größeren Rahmen seiner Herkunftsfamilie stellte. Und da stockte es meistens an irgendeinem Punkt und ich dachte: Wie soll man das bloß je auflösen ? Aber mit dem richtigen Riecher von Agnes und weiteren Informationen des Aufstellenden über seine Familie fanden wir immer den eigentlichen Knackpunkt - das Trauma, die Wunde eines Familienmitglieds, das sich auf alle im System auswirkte und seine Kreise zog. Nicht selten haben diese Wunden hier in Deutschland mit Krieg und Vertreibung zu tun, aber auch mit allen anderen menschlichen Abgründen und Verletzungen, die sich in den Beziehungen zueinander ergeben. Wir alle machen Fehler - und es doch so gut, wie wir es  angesichts unserer eigenen Verstrickung mit dem Familienschicksal können - davon geht auch Agnes aus. Und so steht im Fokus jeder Aufstellung das Sehen und Gesehenwerden der Gefühle und Beweggründe eines jeden im System. Daraus erwachsen im Aufstellungsgeschehen meist ganz automatisch Mitgefühl und Vergebung - die dann letztendlich die Auflösung des Problems bewirken. Stellvertretend für die tatsächlichen Menschen in der Familie rücken wir etwas im System zurecht, was positive Auswirkungen auf alle darin hat.





Das ist keine graue Theorie, das habe ich an diesem Tag am eignen Leib erfahren! Selbst Teil oder Zuschauer mehrerer Aufstellungsprozesse zu sein, hat mich tief berührt. Ich empfand es jedes Mal als sehr bewegend, bereichernd und lohnend. Und obwohl das intensive Fühlen und Erkennen durchaus an die Nieren ging und mir oft die Tränen kamen, machte es auch viel Freude.

Ich stellte an diesem Tag nicht selbst auf - und doch nahm ich unendlich viel mit ! Durch Beobachtung, Bewusstwerdung, Ähnlichkeiten zu meiner eigenen Familie (die ich mithilfe Agnes' Fragebogen im Vorfeld noch mal erinnert hatte). Es ist merkwürdig, ja magisch, dass man immer genau die Stellvertreter-"Rollen" bekommt, die ganz viel mit dem eigenen System zu tun haben - und so über den "Dienst" für den anderen für sich selbst ein Stück Heilung bewirkt.

Es ist November, Samhain und Ahnenzeit ! Dieses Mal wurde diese für mich durch den Aufstellungstag auf ganz besondere Weise eingeleitet. Ich fühle mich plötzlich verbundener denn je mit meiner eigenen Familiengeschichte. Und möchte unbedingt weitermachen, weiter forschen und klären - demnächst gerne auch selbst aufstellen.

Ich bin so dankbar für diesen Tag ! Agnes und allen TeilnehmerInnen für diese wertvolle, nahe Zusammenarbeit. Johanna, die mich dorthin mitgenommen hat. Dankbar für die heilsame Technik des Familienstellens und die besondere achtsame, leise Art, in der Agnes sie durchführt. Und dankbar für meine Familie ! Für die Kraft der Ahnen, die Kraft der Verbundenheit und Liebe, die Kraft der Heilung und Erkenntnis... Mögen wir sie aufdecken, aufwecken ! Es lohnt sich...






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